BfL sieht hohe Belastungen durch zusätzlichen Verkehr beim Betrieb des Logistikzentrums
Neben der Belastung durch Stickoxide, Lärm- und Lichtemissionen wird der Verkehr, der durch das Logistikzentrum verursacht wird, eine enorme Herausforderung für Lich werden. In Spitzenzeiten werden zusätzlich bis zu 820 LKW-Bewegungen, einer nicht bezifferten Zahl von Sprintern und PKWs von bis zu 500 Mitarbeitern auf den Straßen in und rund um Lich zu bewältigen sein. Ein Verkehrskonzept, das sich mit diesen Verkehrsproblemen umfassend auseinandersetzt, liegt bis heute nicht vor, obwohl das Logistikzentrum bereits im Mai eröffnet werden soll.
„Die beiden zusätzlichen Kreisverkehre in der Hungener Straße mit Anbindung an die B457 dienen ausschließlich dazu, den Verkehr, der durch das Logistikzentrum verursacht wird, die Einfädelung auf die Bundesstraße zu ermöglichen. Eine Beseitigung der an dieser Stelle seit Jahren bestehenden Verkehrsproblemen ist damit natürlich nicht beabsichtig, wie das von interessierter Seite behauptet wird“, so Burkhard Neumann, Spitzenkandidat der BfL.
Die LKW mit dem Ziel Siegen/Dortmund werden die Gießener und Kolnhäuser Straße nutzen und in Eberstadt auf die Autobahn auffahren, denn eine Auffahrt nach Dortmund gibt es am Gambacher Kreuz nicht, wenn man die A5 von Norden aus kommend befährt. Damit wird dieser Teil des Schwerlastverkehrs mitten durch Lich fahren und zu hohen Belastungen der Anwohner führen. Da es sich um eine Landstraße handelt, wird die Stadt Lich auch wenig Handhabe haben, dies zu verhindern.
Im städtebaulichen Vertrag, den die Stadt Lich mit der Dietz AG abgeschlossen hat, heißt es darüber hinaus: „Sollten infolge des Logistikzentrums an den Knotenpunkten B457/L3481 (Abfahrt Laubach) und B457/L3053 (Abfahrt Waldschwimmbad) Lichtsignalanlagen erforderlich werden, wird sich der Vorhaben- und Erschließungsträger (d.h. die Dietz AG) an den anfallenden Kosten ….. hälftig, höchstens jedoch mit 150.000 €, beteiligen.“ Die Stadt Lich trägt also mindestens die Hälfte aller Kosten sowie zusätzlich die über 150.000 € hinausgehenden Kosten für Lichtsignalanlagen, die ausschließlich aufgrund des Logistikzentrums notwendig werden (wobei völlig unbestimmt ist, was „notwendig“ heißt und wer das bestimmt!!). „Neben dem zu geringen Verkaufspreis der Langsdorfer Höhe (25 €/qm), den hohen Erschließungskosten und den noch nicht definierten Folgekosten ist das wiederum ein gutes Beispiel dafür, wie die Stadt Lich einen Investor mit öffentlichen Mitteln begünstigt und damit alle Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt schädigt“, meint Oliver Meineke Kandidat auf Listenplatz 8 der BfL.
Auch Muschenheim und Birklar werden von dem zusätzlichen Verkehr betroffen sein. Ein direkter Weg zum Logistikzentrum führt durch diese beiden Stadtteile, insbesondere dann, wenn die andere Zufahrten verstopft sind. Für den Schwerlastverkehr könnte dieser Weg eventuell noch gesperrt werden, aber sicher nicht für Sprinter oder die vielen Mitarbeiter-PKW. Mit erheblichen Zusatzbelastungen müssen die Anwohner auch hier rechnen.
Sollten die im städtebaulichen Vertrag niedergelegten Höchstgrenzen für die LKW-Bewegungen durch die Logistikzentrumsbetreiber überschritten werden, dann gibt es im Vertrag keinerlei Sanktionsmöglichkeiten. „Wenn es die betrieblichen und ökonomischen Bedingungen erfordern, kann der Betreiber die LKW-Bewegungen noch erheblich steigern, ohne irgendeine Konsequenz fürchten zu müssen. Was soll ihn dann davon abhalten?“, fragt Stephan Reinl, BfL-Listenpatz 7, und Burkhard Neumann ergänzt: „Es ist bitter zu sehen, wie schlecht dieser Vertrag ausgehandelt wurde und dass er der Stadt in Zukunft weitere noch nicht abzusehende Kosten aufbürdet und den Handlungsspielraum des Logistikzentrumbetreibers darüber hinaus in keinster Weise einschränkt.“
Im Übrigen ist die (eher symbolische) Beschränkung der Zahl der LKW-Bewegungen im städtebaulichen Vertrag auf die Laufzeit des Mietvertrages zwischen der Dietz AG und der Wayfair GmbH beschränkt. Vermietet die Dietz AG an einen anderen Vermieter, kann dieser so viel Verkehr über die Straßen rund um Lich leiten, wie er möchte. „Es ist einem normalen Bürger nicht begreiflich zu machen, wie man einen solchen Vertrag mit so wenig Sanktionsmöglichkeiten und so hohen Zukunftsrisiken abschließen kann. Dieser Vertrag ist das Papier nicht wert, auf dem er steht“, so Magnus Schneider, Kandidat auf Platz 4 der BfL.